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Latest: townhouse for sale in Berlin

#17 Typomanie und Bushidō

Alles ist fertig, es muss nur noch gemacht werden

Andreas Pflüger und Erik Spiekermann über Typomanie, Arbeitsethos, Rhythmus und Form, den Bushidō, die Abwesenheit von Licht, Schwarzbrot und Schnapstrinken und ihre Zusammenarbeit.

Niemals von Andreas Pflüger war nach seinem Endgültig nicht nur das zweite Buch im Hauptprogramm des Suhrkamp Verlages, bei dem statt Roman“ die Bezeichnung Thriller“ auf dem Cover steht. (Siehe dazu auch Alf Mayer im Freitag: Genre is in the House“, sowie sein großes CrimeMag-Interview.) Niemals ist auch das erste Buch – und dies nicht nur bei Suhrkamp –, bei dem ein Autor und ein Gestalter, beide von Weltrang, jede einzelne Zeile, ja jedes Schriftzeichen gemeinsam bearbeitet haben. Wir freuen uns, Ihnen dieses in vielerlei Hinsicht interessante Gespräch aus dem Logbuch Suhrkamp präsentieren zu können. Möge es Folgen zeitigen …



Pflüger: Meine Mutter sagte, dass ich ein seltsames Kind war. Wenn sie mir vor dem Einschlafen aus Kinderbüchern vorgelesen hat, soll ich sie ihr bisweilen aus der Hand ge­nommen und die Qualität der Illustrationen bewertet haben. Es hätte mir nicht genügt, eine schöne Geschichte zu hören, es sei mir wichtig gewesen, dass sie ebenso dargestellt wurde. Daran erinnere ich mich nicht mehr, aber ich glaube es sofort. Bis heute kann ich kein Buch lesen, ohne das Layout zu analysieren, mich am Satz zu erfreuen oder ihn still zu zerpflücken; selbst bei der morgendlichen Zeitungslektüre ist das so. Auch Handschriften faszinieren mich. Dabei ist meine eigene krakelig und kaum zu entziffern, vermutlich hätte ich einen guten Arzt abgegeben.
Spiekermann: Ich habe mir mühsam abgewöhnen müssen, einen Text erst zu lesen, wenn ich die Schrift identifiziert hatte, aus der er gesetzt ist. Zum einen gibt es derweil zu viele Schriften, die ich nicht mehr erkenne, zum anderen hat es mir oft den Appetit verdorben, wenn er aus der unpassenden Schrift gesetzt war.
Pflüger: Das Erste, was mir bei dir immer in den Sinn kommt, ist der Schriftzug am Terminal des Düsseldorfer Flughafens. Allein die Idee, die unteren zehn Prozent des Städtenamens abzuschneiden! Du hast das, glaube ich, kurz nach dem Feuer entworfen, das dort schlimm gewütet hatte. Diese Wunde ist im Schriftzug enthalten, das ist für mich ein Geniestreich.
Spiekermann: Manchmal profitieren wir von Ereignissen, an denen wir nicht schuld sind. Das war auch nach dem Mauerfall mit der Arbeit für die Berliner Verkehrsbetriebe so. Dabei hat in solchen Fällen die Arbeit unter großem Zeitdruck den Vorteil, dass der Druck die Teams von Auftraggeber und Designer zusammenbringt. Da ist keine Zeit für Bedenkenträger, und die Ergebnisse sind entsprechend dicht.



Pflüger: Düsseldorf ist ja nur ein Beispiel. Wir sind alle von deinen Schriften und Symbolen umgeben. Die DB Informationen, die ZDF-Nachrichten, das Leitsystem der BVG, Marken wie Audi und VW und vieles mehr. Und das ist nur Deutschland. Auf subversive Weise prägt dein Design unseren Alltag.

Spiekermann: Mir gefällt es, wenn ich im Zug sitze oder in der U-Bahn und umgeben bin von den Ergebnissen unserer Arbeit. Niemand weiß, wer dahinter steckt, außer mir. Das ist so ein Rumpelstilzchen Gefühl: Es ist gut, dass niemand weiß … Es geht ja um die Sache und nicht darum, als großer Künstler in den Vordergrund zu treten.
Pflüger: Ich glaube, bei Suhrkamp waren sie vor unserem ersten Treffen ein bisschen nervös. Es war ein Experiment und nicht ausgemacht, dass wir beide eine gemeinsame Sprache finden. Ich könnte mir vorstellen, dass man befürchtete, wir würden wie zwei D‑Züge aufeinander zurasen und die Splitter würden bis in die Pappelallee fliegen. Aber ich war ganz gelassen und voller Vorfreude. Du nennst dich ja selber einen »Typomanen«. Es ist das Wort, das ich immer für mich selbst gesucht habe. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Menschen, die für etwas brennen, einander achten.
Spiekermann: Deshalb hatte ich keine Angst vor dem Treffen. Menschen, die so denken wie du, verstehen, dass es Anderen auch so gehen kann, und sind bereit, sich darauf einzulassen. Eine ganz einfache Frage des Respekts.
Pflüger: Ich weiß noch, wie ich bei euch reinkam, das ist ja bei mir um die Ecke, und die vielen Kästen mit Lettern sah. Es roch nach Öl und altem Mauerwerk und hochgekrempelten Ärmeln, und eure uralte Heidelberg-Druckmaschine machte ordentlich Krach. Da werde ich zum Kind. Das Anfassen, Riechen, Hören fehlt mir am Schreibtisch; darum beneide ich dich. Ich besitze viele Blei- und Buntstifte in allen Farben und umgebe mich damit, aber nicht, weil ich sie für meine Arbeit brauche, das ist ja alles digital. Nur finde ich es einfach wunderschön.



Spiekermann: Deshalb mache ich das. Bin ja offiziell im Ruhestand. Aber nach 30 digitalen Jahren wollte ich mal wieder was in die Hand nehmen. Damit bin ich nicht alleine, sondern nur dem Trend etwas voraus.
Pflüger: Zunächst einmal mochtest du Niemals. Das war schon wichtig. Ich weiß nicht, ob wir so hätten harmonieren können, wenn du gesagt hättest: »Das Buch ist nicht mein Ding, aber da stehe ich drüber.«
Spiekermann: Mein Motto ist ja: »Arbeite nicht mit Arschlöchern und arbeite nicht für Arschlöcher.« Ich hätte mir nicht diese Mühe gemacht für einen Text, den ich doof finde. Und nicht mir dir gearbeitet, wenn ich dich doof gefunden hätte. Das Gegenteil war der Fall, und eigentlich hätten wir uns schon lange kennen müssen.
Pflüger: Es ging mir dabei gar nicht so sehr um die Anerkennung, die jeder Autor sucht und genießt. Ich muss mich mit meiner Arbeit einem Diskurs stellen, das beinhaltet immer auch Kritik. Nur bin ich der Überzeugung, dass die erzählerische Kraft eines Textes nicht allein aus der Sprache erwächst, dem, was ich die »innere Form« nenne. Nein, sie hängt auch von der »äußeren Form« ab: der Gestaltung. Rhythmus ist das Zusammenwirken des Äußeren und des Inneren. Nur wenn beides übereinkommt, ist das Werk gelungen. Und deshalb war es wichtig, dass du dich diesem Rhythmus überlassen wolltest. Übrigens widerspreche ich dem ansonsten von mir geschätzten Ferdinand de Saussure, der sagte: »Geschriebene Formen verdunkeln unsere Sicht der Sprache. Sie sind weniger ein Kleidungsstück als eine Verkleidung.« Au contraire: Nur das, was auf dem Papier steht, ist wahr. Beim Schreiben streift der Autor jede Verkleidung ab. Wenn er kein Feigling ist.
Spiekermann: Richtig. Schrift ist ja nichts anderes als sichtbare Sprache. Du kannst auch auf dem Papier lügen. Aber du wirst noch schneller dabei ertappt, als wenn die Lüge nur aus deinem Mund kommt. Gedrucktes ist immer und überall nachzuprüfen.
Pflüger: Am wunderbarsten war dein Vorschlag, dass wir uns nebeneinander setzen sollten, um Hand in Hand zu arbeiten. Da haben meine Synapsen sofort gefeuert. Und im Augenwinkel habe ich den gerahmten Spruch gesehen, der bei euch an der Wand hängt: Alles ist fertig, es muss nur noch gemacht werden.
Spiekermann: Wenn ich schon das Privileg habe, mit einem Autor zu arbeiten, der meine Arbeit so schätzt, dass er sein Manuskript pingelig vorbereitet, um es dann zur Diskussion zu stellen, dann sind wir Partner und jeder kann vom anderen lernen. Das geht doch am besten, wenn wir beide in die gleiche Richtung schauen. Wir waren ja oft nur um wenige Millimeter auseinander, und es war jedesmal ein Vergnügen zu sehen, ob deine Simulation dann auch passt, oder was wir machen müssen, um sie passend zu machen. Das ging nur im unmittelbaren Dialog. Wir haben ja sogar über stilistische Dinge gestritten, nicht nur über die Form.
Pflüger: Du hast ein natürliches Sprachgefühl, das kann man nicht lernen. Mit dir zu streiten, ist manchmal auch herrlich albern. Und was meine Manuskripte angeht: Ich habe mir dazu ein eigenes Programm in Word geschrieben. Mit Makros kann ich das Layout meiner Texte so simulieren, dass sie der Idealvorstellung des endgültigen Layouts fast zu hundert Prozent entsprechen. Damit arbeite ich auch beim Drehbuchschreiben. Man ­könn­­te einwenden, dass es überflüssig ist, weil das Drehbuch ja nicht gedruckt wird. Da bin ich anderer Meinung. Ich finde, es sollte ein Vergnügen sein, ein Drehbuch zu lesen. Bei schlecht gesetzten Drehbüchern lenkt mich die äußere Form vom Inhalt ab. Mag sein, dass das außer mir niemanden interessiert. Oft habe ich jedoch von Schauspielern, Regisseuren, Produzenten gehört, dass meine Drehbücher wohltuend »anders« aussähen. Greifen kann das selten einer, die meisten denken auch nicht darüber nach, warum sie so empfunden haben. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Gestaltung in unserem Unterbewusstsein wirkt.


Spiekermann: So eine Seite lädt mich mehr zum Lesen und Mitdenken ein als ein ungegliederter Schreibmaschinenschrieb. Es sieht nach Vergnügen aus und nicht nach Arbeit. Man klatscht einem im Restaurant ja auch nicht den Kartoffelbrei von weitem auf den Teller.
Pflüger: Wie bist du an Niemals herangegangen? Warum hast du die Schrift Lyon gewählt, die mich vom ersten Moment an angesprochen hat?



Spiekermann: Die Schrift ist eigentlich ganz normal, aber ein wenig ausdrucksstärker als die gewöhnlichen Buchschriften, die auf Modelle aus dem 16. oder 17. Jahrhundert zurückgehen. Lyon ist eine zeitgenössische Interpretation. Sie wurde lange im Magazin der New York Times verwendet und wirkt etwas schneller, gedrängter, journalistischer, als wir es von Buchschriften gewohnt sind. Deine Texte sind sehr dynamisch, intensiv und vor allem durch die vielen Dialoge geprägt. Dazu passt diese Schrift.
Pflüger: Das Schriftzeichen der Lyon, das ich am meisten liebe, ist das kursive &-Symbol. Ein Kunstwerk für sich, wunderbar altmodisch, da kann ich mich hineinfallen lassen:
Spiekermann: Ich liebe überhaupt die Kursive der Lyon. Sie ist recht schmal und kontrastreich und wirkt dadurch wie eine noch dringendere Stimme als der gewöhnlich gesetzte Text.



Pflüger: In mehreren Interviews mit dir habe ich gehört und gelesen, dass du Schrifttypen mit Brotsorten vergleichst. Schwarz- und Weißbrot. Das hat mir gefallen.
Spiekermann: Schrift soll nicht ablenken vom Inhalt. Aber ein würziger Käse wird ja nicht übertönt vom Schwarzbrot, sondern im Geschmack verstärkt.
Pflüger: Da treffen wir uns, wie so oft. Lyrik süffele ich wie einen guten Rotwein. Und Thriller sind scharf wie Schnaps, die müssen brennen.
Spiekermann: Wahrscheinlich hast du mir deshalb einen guten Schnaps zum Abschluss der Arbeit geschenkt …
Pflüger: Einen Gravensteiner Apfel von Rochelt, der einzig wahre Stoff. Wer gut arbeitet, kann auch gut Schnaps trinken, das ist immer so. Vor allem wollte ich mich bei dir bedanken, wie viel ich von dir gelernt habe. Keine Trennungen von ungeraden auf gerade Seiten (also von rechts nach links) etwa, weil man nicht mitten im Wort umblättern sollte. Oder auch, keine Namen zu trennen. Das ist mir vorher nie in den Sinn gekommen. Und jetzt wäre mir etwas anderes ein Graus.
Spiekermann: Das sind zum Teil sehr alte Regeln. Aber das Buch hat sich in seiner Form ja auch schon seit 500 Jahren kaum geändert. Ich mag Regeln, wenn sie dem Leser beim Aufnehmen und Verstehen des Textes helfen. Ein Eigenname ist kein beliebiges zusammengesetztes Hauptwort – wo will man da trennen? Nicht jeder Name ist so praktisch wie Spieker-mann. Pflü-ger geht überhaupt nicht.



Pflüger: Was mir von Anfang an gefallen hat, war die Atmosphäre bei euch, das gute Miteinander. Keiner neidet dem anderen etwas, das habe ich gleich gespürt. Man schaut sich gegenseitig über die Schulter, kommentiert den Fortschritt der Arbeit, gibt Anregungen, lacht und freut sich zusammen, wenn etwas gelungen ist. So etwas vermisse ich oft, weil ich ja als Autor ein Einzeltäter bin.
Spiekermann: Deshalb arbeite ich ja auch nicht allein zuhause (obwohl wir beide uns da auch schon zur Arbeit getroffen haben). Daheim habe ich mehr Ruhe und kann besser Ordnung halten, aber mir fehlt dann eben genau dieses Miteinander.
Pflüger: Was uns eint, ist auch die Ordnung auf unseren Schreibtischen. Ich brauche diese Ruhe, die den Blick nicht ablenkt. Du offensichtlich auch.



Spiekermann
: Ich habe drei Schreibtische. Das ist mitunter verwirrend, weil natürlich auf dem einen immer das gerade fehlt, was auf dem anderen liegengeblieben ist. Zuhause ist es recht ordentlich, weil ich dort vor allem schreibe und weiter kein Werkzeug brauche. In der Werkstatt p98a liegen auch Maschinenteile rum, einzelne Bleibuchstaben, Probeabzüge, Messgeräte und viel Gedrucktes. Dort arbeiten viele Leute, ständig kommt Besuch herein und bringt was, holt was ab. Dieses Gewusel findet auf meinem Schreibtisch sein Abbild. Ich räume immer mal auf, aber das hält nur bis zum nächste Nachmittag. In San Francisco hingegen haben Susanna und ich die Garage umgebaut zu einem sehr lichten Studio. Unser gemeinsamer Schreibtisch ist riesig und aufgeräumt, weil wir beide immer nur je ein Projekt gleichzeitig in Arbeit haben und alles andere aus dem Weg nehmen, bis wir es brauchen. Ich finde so einen leeren Tisch sehr entspannend und inspirierend, kann das aber nicht überall umsetzen.
Pflüger: Wichtig ist ja nur, was am Schreibtisch entsteht. Auch aus Chaos kann Struktur erwachsen. Wir haben jedes Detail des Buches mit Bedacht gestaltet und darauf geachtet, dass alles im Einklang ist. Keine Hurenkinder, keine Schusterjungen, das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Doch in den letzten Jahren hat sich diese Nachlässigkeit in die meisten Romane eingeschlichen, weil es billiger für die Verlage ist, denn der Autor muss keinen Text ändern. Das spart Zeit und damit Geld. Wir leben in einer Feudalherrschaft des Ökonomischen, und die Kunst darf sich nicht zum Büttel machen lassen. Sicher kann Suhrkamp sich dem Druck des Marktes nicht ganz verweigern. Doch das Haus hält immer noch die Fahne hoch. Das zeigt sich allein schon im profitmindernden gelben Farbschnitt der Seiten meiner Aaron-Trilogie. Es genügt nicht, einen Anspruch zu haben, man muss ihn auch dokumentieren.
Spiekermann: Jeder Verlag braucht eigentlich nur ein paar Regeln, einige gute Vorlagen und dann Leute, die das umsetzen. Schlechter Satz ist nicht billiger als guter, weil man die meisten Vorgaben automatisieren kann. Aber irgendwie ist bei vielen Verlagen die Angst groß, gute Leistungen einzufordern. Vielleicht bräuchten die auch so eine Katastrophe wie den Brand in Düsseldorf, um alles neu zu überdenken. Wobei der Zustand des Buchhandels eigentlich ja schon schlimm genug ist. Wenn man sie etwas ernster nähme und nicht unterfordert, hätte man auch wieder loyale Leser.
Pflüger: Ich habe während des Satzes ein ums andere Mal Text geändert, manchmal mit dir gemeinsam. Schöne Worte hast du beigetragen, dich immer eingebracht, und ich habe mich gefreut, weil ich gemerkt habe, welchen Spaß es dir bereitet hat. Überhaupt hast du eine ungeheure Energie.
Spiekermann: Ich schreibe ja auch mehr, als ich gestalte. Allerdings keine Belletristik, dafür aber in zwei Sprachen. Ich mache Typografie, weil ich mich für Sprache begeistere.
Pflüger: Eine deiner schönsten Ideen war, die leeren Seiten grau zu machen. Am Anfang war es für mich hauptsächlich ein Sinnbild für die Blindheit meiner Hauptfigur Jenny Aaron. Jetzt, wo das Buch im Handel ist, machen mich Leser darauf aufmerksam, dass diese Seiten ihnen helfen, im Text zu navigieren und die Rückblenden, von denen es ja einige gibt, klar zu erkennen.



Spiekermann
: Wir lesen eigentlich nicht das Schwarze (unsere Augen können Schwarz nicht sehen, weil es ja die Abwesenheit von Licht ist), sondern das Weiße. Auch als Schriftgestalter, der ich ja unter anderem bin, gestalte ich das Weiß in und um die Buchstaben. Das Nichts einer schwarzen Seite ist eine Pause, das versteht jeder.
Pflüger: Darum heißt es im Zen: Im Dunkeln sind alle Farben eins.
Spiekermann: Leider kann man im Offsetdruck eine ganze Seite nicht tiefschwarz drucken, weil der Farbauftrag auch die umliegenden Seiten (auf einem Druckbogen liegen acht Seiten nebeneinander und gegenüber) überfärbt hätte. Und anschneiden wollten wir die schwarzen Seiten nicht, weil das Striche im gelben Farbschnitt gegeben hätte.
Pflüger: Einmal haben wir festgestellt, dass die Anführungszeichen zu massiv waren, typografische Schrankwände. Also haben wir die alle kleiner gemacht und vertikal anders verankert. Das war keine große Arbeit, sowas gibt man in die Maske ein und schießt die Änderung einmal durch. Im letzten Lauf habe ich ein Anführungszeichen – eins von 4.555 – gefunden, das einen halben Punkt zu hoch gesetzt ist. Da ist uns was durchgerutscht. Mein erster Impuls war, es anzustreichen, doch dann habe ich es so gelassen. Aaron folgt dem Bushidō und dort heißt es: Perfektion kannst du nur anstreben, aber nie erreichen. So findet sich ihre Philosophie im Buchsatz. Und Innen und Außen sind eins.
Spiekermann: Jedes Buch hat einen Fehler, jedes Druckwerk. Ich bin froh, dass es diesmal so ein kleiner Fehler war, den nur wir beide kennen (jetzt nicht mehr).
Pflüger: Ich beurteile Menschen nicht zuletzt danach, ob sie Fehler zugeben können. Das ist ein verlässlicher Ratgeber. Ich komme ja vom Film, dort ist das ein rares Gut, weil Selbstbewusstsein gern mit Bugwelle verwechselt wird. Ist es nicht lustig, dass wir beide Erfahrungen in dieser Branche gesammelt haben – wenngleich die meinen sicher intensiver waren, denn ich habe ja über viele Jahre hauptsächlich Drehbücher geschrieben.
Spiekermann: Vor Jahrzehnten habe ich Synchrondialoge geschrieben, u. a. für Die Zwei mit Tony Curtis und Roger Moore. Schnell, mit Bargeld auf die Hand. Das war ein tolles Training. Keine Zeit für Bedenken oder gar Alternativen. Einmal hingehört, sofort Sprüche hingerotzt und am Ausgang Geld mitgenommen. Schnell und unter Not, das scheint einer meiner Anschübe zu sein.
Pflüger: Und am Ende finden wir uns bei Suhrkamp wieder. Der Verlag hat mich von Jugend an geprägt. Als ich noch Student und knapp bei Kasse war, habe ich manchmal Bücher geklaut, nach denen ich mich besonders gesehnt habe. Darunter waren nicht wenige von Suhrkamp. Ich hoffe sehr, man zieht mir keine Pauschale von meinem nächsten Vorschuss ab.
Spiekermann: Ich habe noch nie ein Buch geklaut, obwohl ich das zu meiner Studentenzeit (ab 1967) durchaus als »revolutionäre« Tat hätte verbrämen können.


Pflüger
: Dass ich bei Suhrkamp gelandet bin, ist offensichtlich kein Zufall. Der Täter kehrt irgendwann zum Ort des Verbrechens zurück, heißt es ja.
Spiekermann: Das erste Suhrkamp-Buch, das ich bewusst gekauft habe, war Homo Faber von Max Frisch, in der Bibliothek Suhrkamp. Weißer Schutzumschlag mit schwarzer Bauchbinde. Die nächsten neun waren aus der Edition, vor allem, weil die von Fleckhaus gestaltet waren und ich von jeder Farbe eins wollte. Damals war ich Student der Anglistik und Kunstgeschichte, da brauchte man das auch zum Angeben.
Pflüger: Zehn Suhrkamp-Bücher, die in meinem Leben wichtig waren:

Hermann Hesse
, Der Steppenwolf
Max Frisch
, Stiller
Martin Walser,
Brandung
Flann O’Brien, Der dritte Polizist
Claude Lévi-Strauss, Traurige Tropen
Ernst Bloch
, Tübinger Einleitung in die Philosophie
James Joyce
, Ein Porträt des Künstlers als junger Mann
Bertolt Brecht
, Gedichte
Nelly Sachs
, Gedichte
Jorge Semprùn
, Was für ein schöner Sonntag!

Dieser Text erschien zuerst im Logbuch Suhrkamp

#16 New! Improved! / Alles neu!

New Balls, New Potatoes, New Information: all those mean fresh and unused. New Spelling, New Address, New Shoes: those mean change, learning, blisters on your feet. New things in our daily life are a nuisance, more often than not, as they are always associated with extra trouble. We are surrounded and attacked by pointless gossip, stupid spam and unsolicited offers, so the last thing we’re interested in is a new layout for our daily paper, let alone a new operating system for our home computer.

Unfortunately it is our job as designers to invent new stuff every day, or at least make much new ado about old ideas. Our clients, however, are not really interested in the unnecessary risks usually associated with anything new and unprecedented; and neither are we, if we’re honest about it. So we end up keeping what’s tried and tested, but repackaging it. I’ve yet to meet a client who would be willing to risk his job for a revolutionary but untried concept. Only advertising gets that sort of license now and again, because it can be new and daring without long-term damage.

There are aspects of our work that are actually well served by being afraid of the New. At one time it was totally cool to design new” and experimental” interfaces. I could never imagine anything worse than that. When we use a website or a computer, the last thing we need is having to guess whether the normal reading direction from left to right still applies or if hierarchies still run from top to bottom. And when I design a typeface for text which is to be read in small sizes, it needs to look like any other text face by at least 90%. An a is an a; it is meant to look different from a b, but not from the a stored in our collective memory. I can then use the remaining 10% and make the familiar characters my own, but only so far that no reader would see the difference, only sense it.

I would bet that a lot of people (mainly men) never enter into a permanent relationship because they would have to give up old habits. Not every partner appreciates the attraction of worn-out favourite” slippers, faded and wobbly cuddly” chairs, or brown encrusted football-club teacups. Reforms are blocked in every household and office. Why change what has been working for a long time? Of course we know that New Persil is identical with the old one, except for the packaging. We don’t buy it because of that, but in spite of it.

New is usually not the opposite of Old; New is often just a threat to what has worked well so far.

Neu! Noch besser!

Neue Bälle, Neue Kartoffeln, Neue Nachrichten: das bedeutet frisch und unverbraucht. Neue Rechtschreibung, Neue Anschrift, Neue Schuhe: das heißt Umstellung, Lernen, Blasen an den Füßen. Neues in unserem täglichen Umfeld ist fast immer ärgerlich, weil mit Aufwand verbunden. Inmitten des Ansturms von inhaltsleerem Klatsch, dummen E-Mails und unbestellten Angeboten interessiert sich niemand wirklich für das neue Layout seiner Tageszeitung, geschweige denn für ein neues Betriebssystem des Heimcomputers. 

Dummerweise ist es unser Beruf als Designer, täglich Neues zu erfinden oder zumindest genug neuen Wind um alte Ideen zu machen. Dabei sind unsere Auftraggeber (und wir selbst genauso, wenn wir ehrlich sind) eigentlich auch gegen jedes überflüssige Risiko, welches das Neue an sich beinhaltet. Also heißt es meistens, das Bewährte zu behalten, aber es neu zu verpacken. Ich habe noch keinen Auftraggeber gekannt, der wegen eines wegweisenden, aber unerprobten Konzeptes seinen Job riskiert hätte. Einzig der Werbung wird hin und wieder erlaubt, ganz neu, will heißen: anders zu sein, ohne Langzeitrisiko.

Einigen Aspekten unseres Berufes kommt die Angst vorm Neuen sogar entgegen. Irgendwann war es angesagt, experimentelle“, neue“ Interfaces zu entwerfen. Ich konnte mir nie etwas Schlimmeres vorstellen, denn gerade beim Benutzen einer Webseite oder eines Computers will kein Nutzer raten müssen, ob die Leserichtung von links nach rechts und die Hierarchisierung von oben nach unten heute noch gilt. Und wenn ich eine Textschrift gestalte, die reibungsloses Lesen ermöglichen soll, muss die zu 90% aussehen wie alle anderen Textschriften. Ein a ist nun mal ein a; es soll sich vom b unterscheiden, aber nicht zu viel von dem a, das wir im kollektiven Gedächtnis haben. Die restlichen 10% Deutungsfreiheit kann ich nutzen, mir die seit 500 Jahren vertrauten Buchstabenformen so anzueignen, dass kein Leser den Unterschied sieht, sondern ihn nur fühlt.

Ich möchte wetten, dass viele Menschen (vor allem Männer) nie eine feste Beziehung eingehen, weil sie alte Gewohnheiten aufgeben müssten. Nicht jeder neue Partner versteht den Reiz von ausgeleierten Lieblingspantoffeln, abgewetzten Schmusesesseln oder bräunlich verkrusteten Erbtassen. Reformstau findet in jedem Haushalt statt und in jedem Büro. Warum ändern, was schon lange funktioniert? Wir wissen sowieso, dass das Neue Persil mit dem alten identisch ist bis auf die Verpackung. Wir kaufen es nicht deswegen, sondern trotzdem.

Neu ist meistens nicht das Gegenteil von Alt; neu ist oft nur die Bedrohung des Bewährten. ★

#15 Passion / Leidenschaft

Nowadays political correctness forbids certain useful formulations that go straight to the point. It’s a good job we’re still allowed to quote. I will borrow the words of Martin Luther, A sad arse will never produce a happy fart, to make it clear that work output is directly influenced by feelings. In the case of idleness – officially classed as one of the seven deadly sins – this is pretty obvious. Passion is its exact opposite, and by rights ought to be regarded as a virtue. However, its uncontrollable effects are too risky for any catechism. 

I’ve appointed many hundreds of people since I’ve been commercially active as a designer. I cannot remember anyone’s school reports or diploma topics, in fact I very rarely dealt with them at all. What I do recall are the ones who were really eager to work with us. They wanted to do their work well, convince unenthusiastic clients, perhaps even change the world a tiny bit. I have always chosen people for their attitude, not for their papers. Needless to say a design office also needs Bézier curve benders and Photoshop twiddlers, but even that sort of unglamorous technical work can be exciting when done passionately.

I’ve driven the same car for the last 35 years. Every two years I take it to the same mechanic who loves nothing better than making sure classic cars are kept on the road. Bicycles can be equally passion-inspiring, to see the world from a bike saddle. And my friends and colleagues know just how hard it is to get me to shut up when it comes to talking about type. They also know that my love of such a dry subject means I always want to be kept informed about what’s new, and never get bored of answering the same banal questions. All this is an expression of a passion for something which may produce some peculiar symptoms but is not directly infectious and definitely not dangerous. 

People one level up from being passionately interested in a subject would be called geeks – those with intensified one-track interest. The word originally applied to computer programmers and other technical experts. Although geeks may be extremely focussed on their subject, they haven’t yet lost all of their social skills. A geek may even be capable of real passion.

Further along the line we have nerds. Nerds are interested in one thing only, and know all there is to know about it. However, their lives consist of little else and they can only talk to other nerds about their shared obsession. Emotions such as passion are alien to them and are treated with suspicion. At least this inability to be thrilled prevents them from doing any damage. When passion gets out of hand it turns into its evil cousin: Fanaticism. Hate is only a step away, when enthusiasm for one thing becomes a tool to use against other people. Fanaticism is passion without tolerance. ★


Leidenschaft

Politische Korrektheit verbietet heutzutage manche Formulierung, die etwas knapp auf den Punkt bringen könnte. Gut, dass man immer noch zitieren darf. Ich nehme mal das Wort von Martin Luther: Aus einem traurigen Arsch kann kein fröhlicher Furz kommen um deutlich zu machen, dass menschliche Gefühle unmittelbare Auswirkungen auf das Arbeitsergebnis haben.

Seit ich Gestaltung als kommerzielle Tätigkeit betreibe, habe ich viele hundert Leute eingestellt. An Zeugnisnoten oder Diplomthemen kann ich mich bei niemandem erinnern – in den seltensten Fällen habe ich mich überhaupt damit beschäftigt. Wohl im Gedächtnis geblieben sind mir die Leute, die darauf brannten, bei uns zu arbeiten. Sie wollten gute Arbeit machen, auch unmotivierte Auftraggeber überzeugen, vielleicht sogar ein wenig die Welt verändern. Ich habe immer nach Haltung eingestellt, nie nach Papieren. Natürlich braucht ein Designbüro auch Bézierkurvenbieger und Photoshopfummler, aber selbst solche handwerklichen Arbeiten können aufregend sein, wenn sie mit Leidenschaft betrieben werden. 

Seit 35 Jahren fahre ich das gleiche Auto und bringe es alle zwei Jahre zum gleichen Schrauber, der nichts lieber macht, als dafür zu sorgen, dass klassische Autos auf der Straße bleiben. Von solchen Leuten sagt man, sie hätten Benzin im Blut“. Genauso leidenschaftlich kann man sich für Fahrräder interessieren und die Welt nur von einem Sattel aus sehen. Wenn man mit einem Fahrradfreak zu tun hat, bei dem jedes Gespräch auf die technischen Eigenheiten der Achtgangnabe hinausläuft, kann ein solcher Tunnelblick mitunter albern wirken. Aber wenn ich etwas wissen will über Fahrräder, rufe ich diesen Freak an. 

Wie schwer es ist, mich zum Schweigen zu bringen, wenn das Thema Schrift zur Rede steht, wissen meine Kollegen und Freunde. Aber sie wissen auch, dass die Begeisterung für eine so trockene Angelegenheit dafür sorgt, dass ich immer auf der Höhe bleibe, ständig wissen will, was sich tut und nie müde werde, auch die banalsten Anfragen zu beantworten.

Weil der Gegenstand meiner Leidenschaft ein Thema ist, dass die meisten Mitmenschen überhaupt nicht verstehen könne, werde ich mitunter als Nerd“ eingestuft. Dieses recht neue Wort beschreibt jemanden, der sich für eine Sache interessiert, davon viel versteht, aber am normalen Leben eher weniger teil hat. Nerds können über ihr Ding reden, aber das nur mit anderen Nerds. Gefühlsregungen wie Leidenschaft sind einem Nerd allerdings fremd, sogar verdächtig. Damit wäre der Nerdverdacht von mir gewendet.

Menschen, die fähig sind, leidenschaftlich für eine Sache einzutreten, egal wofür, haben ein Gespür dafür, dass es auch Anderen so geht. Ohne diese Erkenntnis ist es nicht weit von der Leidenschaft zu ihrem bösen Bruder, dem Fanatismus. ★



#14 … they’re always lost / Es gibt nur Verlierer

I keep reading “(…) won the project (…) after a pitch…” Won? A pitch is the presentation of design ideas to a client by competing agencies or studios. The Americans pitch a baseball, while the English noun denotes a black, sticky substance that is difficult to get off your hands. That stuff is called Pech in German, and we use the same word for bad luck. I love etymology! Bad luck indeed for those who don’t win a pitch. Clients invite designers to a pitch when they think they need help with a communication problem, and the fee usually doesn’t even cover the cost of the colour prints. That would be like visiting several restaurants in a row and trying the food in each one, then refusing to pay the bill because none of the dishes were really to your liking.

Taking part in a pitch where concepts are sold for a fraction of what they are worth – in other words: given away – makes you a loser three times over. First you lose any respect for our business, because if it can be given away, it can’t be worth much. Then you lose money by not being paid for your most valuable asset: ideas and their visualization. And finally, you lose any chance to show the client that it takes a dialogue to solve design problems. A pitch is like a blind date with many partners at the same time. A client who invites designers to a pitch without first talking to them properly, at length and in depth, might as well draw lots among the members of a professional association. And if a client does engage a few designers in a dialogue about the issue, he won’t need a pitch any more. He’ll know whom to trust.

Why then do more and more clients think that pitching is the way to go, and why do so many designers take part? It seems that Stupidity, Laziness, Vanity and Cowardice – the Four Riders of the Design Apocalypse – drove Reason – one of the patron saints of design – to a blackout; a pitch black one, so to speak.

Pech gehabt

Immer wieder lese ich: „…aus einem Pitch um den Etat für (…) ging (…) siegreich hervor“. Wie gerät das Wort siegreich dort hinein? Ein Pitch ist eine Vorstellung von Entwürfen im Wettbewerb unter mehreren Agenturen und Büros. Das englische Verb bezeichnet das Werfen mit dem Baseball, das englische Substantiv bedeutet schlicht Pech, und zwar in seiner materiellen Form. Gemeint ist das Zeug, das mit Schwefel untrennbar zusammenhält. Pech gehabt haben aber auch die Teilnehmer eines solchen Zufallswurfes, die leer ausgehen. Wer zum Pitch einlädt, bei dem es gewöhnlich ein Anerkennungshonorar gibt, das kaum die Kosten für die Farbdrucke deckt, erhofft sich davon, Entscheidungshilfen für die Lösung einer Kommunikationsaufgabe zu bekommen. In Wirklichkeit ist es aber so, als ginge der Auftraggeber nacheinander in mehrere Restaurants, koste von jedem Tellerchen ein wenig und erklärte anschließend, er habe jetzt keinen Hunger mehr und bezahlte nichts, weil ja kein Gericht vollends seinem Geschmack entsprochen habe.

Wer also an einem Pitch teilnimmt, bei dem Entwürfe zu einem Bruchteil des Wertes verkauft – sprich: verschenkt – werden, den sie eigentlich wert sind, ist ein dreifacher Versager. Er versagt uns erstens die Wertschätzung, die unsere Arbeit verdient, und er versagt zweitens sich ein angemessenes Honorar für das Wertvollste, das wir anzubieten haben: unsere Ideen und deren Visualisierung. Und schließlich versagt er dem Auftraggeber die Erfahrung, dass Gestaltung als Problemlösung nur im Dialog funktioniert. Für einen Pitch zu arbeiten, ist wie sich zu einem Blind Date mit vielen Teilnehmern gleichzeitig zu verabreden. Wer als Auftraggeber einen Pitch veranstaltet, ohne die Eingeladenen gründlich kennengelernt zu haben, könnte genauso gut Lose ziehen lassen unter den Mitgliedern eines Berufsverbandes. Wer sich hingegen mit einigen Designern über die Aufgabe ausführlich unterhält, braucht keinen Pitch mehr. Er weiß dann, wem er vertrauen kann.

Warum meinen aber immer mehr Auftraggeber, sie müssten pitchen lassen und viele Designer, sie müssten teilnehmen? Weil Dummheit, Faulheit, Eitelkeit und Feigheit – die vier apokalyptischen Reiter des Gewerbes –so heftig mit den Hufen trampeln, dass der Vernunft schwarz vor Augen wird, pechschwarz.

#13 The future is black and white

The other day when I was trying to convert some images from RGB to CMYK, I inadvertently hit the grayscale button. I had not worked with black-and-white images for a long time, and was all the more amazed when the result of this involuntary action appeared on the screen: what a pleasant change from the colourful hotchpotch on my desk. The Apple computers in their retro 60s-look aluminum grey are bliss enough for tired eyes, but it took this simple image for me to realize how much we miss out on with 16.7 million colours. 

Our eyes handle spatial vision using 120 million rods that respond only to light and dark, in other words are responsible for black and white. By contrast, since the days we roamed the Steppe as upright hunters, 6 million rods have sufficed us for colour information. The spatial quality of an image is defined by its range of contrast. And it was not for nothing that printers once referred to the color black simply as key“. Without black the image would retain its colour but would be lacking in depth, making black the Key colour, i.e. CMYK. Black is a more important factor in perception than colour. Like wandering souls in the fog we are lost without depth. There are predators only capable of distinguishing blue and yellow, while others are almost colour blind, but can still see their prey in the dusk. Even those images with few details and lacking in colour still make sense to us. Technical imagery is objective, devoid of emotions, black-and-white.

But if evolution has decided that attractive colours are not vital to our survival, why do we go to such technical lengths, using four print colours in an attempt to emulate the colourful world? Since time immemorial persons in authority deemed to be neutral have worn black and white: priests, lawyers, referees. Hardly surprising then that nobody trusts their new shrill successors (football referees in pink!) to give an objective judgment, and everyone thinks they can buy off these birds of paradise for just a few tokens. But, obviously, colours are more than information, they appeal to our emotions. I am, however, too lazy to deal with the issue of unpredictable colouring and shall stick to black and white, with the occasional red (preferably day-glo) added.



Black print on white paper was always and still is the most legible, and as of today I shall only be using good old black-and-white film in my (digital) Leica camera. ★

#12 Christmas cards or holiday emails?

There are more important things than efficiency. Christmas emails may be easier than writing individual messages by hand, but there is still something to be said for old-fashioned pen to paper

Most of us would contend that, intellectually, design is all about the ideas and the new ways of looking at things. The larger a studio becomes, however, the more it feels the need to plan the creative process. They monitor people with time sheets, have lots of planning meetings and give everybody fancy titles to create false hierarchies. When you see what the bigger studios turn out, it is clear that their measure of success is not the quality of the end product, but the smoothness of the production process. Efficiency trumps effect. 

This totally distorts the reality in our profession. Our clients do not judge our work by how it came about, but by how it works for them. Is their brand stronger after the redesign? Does the product sell more? Is it manufactured more cheaply and swiftly? Whether we get there by working day and night or with handmade software, under the influence of substances or by being exposed to loud music, nobody cares, as long as the client is happy. They presumably come to us for the quality of the design, whether we work as offices, firms, ateliers, agencies or studios. 

If efficiency of process becomes the most important goal, the quality of work will eventually be compromised. 

There are, of course, many areas where we need to be, and can be, more efficient. Sending emails instead of hand- or typewritten letters is much more efficient. After a telephone call we often don’t remember half of the things that were said, and we certainly couldn’t prove any of it if we had to. And one can – and should – take a minute before hitting that send button to think again, whereas on the phone we may say things that we regret the minute they’re uttered. 

Inviting more than one person to an event, making an announcement to a group, communicating from one to many: electronic mail is the perfect tool. There are, however, still occasions where we don’t want the recipient to feel that he or she is just one of many, even if the software cleverly inserts their first name above the message. Even spam comes addressed to us personally, so that doesn’t fool anybody anymore. 

Christmas cards may be printed in runs of millions and bought by each of us in large amounts, but we still at least write the address by hand, perhaps a short personal message and then sign it, if only with an illegible scribble that betrays hours of practice. The tradition of writing Christmas cards has turned into an annual avalanche of add-ons: artificial snow in envelopes, ingenious cardboard constructions that take half a working day to unfold (and often even longer to deconstruct), strange interpretations of seasonal trees and untold other combinations of red, gold and green. Yet the actual idea of writing a personal note seems more appropriate than ever. 

Environmental bean counters must have worked out that the exchange of printed and other surface-enhanced artefacts at yuletide cost mankind the equivalent of at least one day‘s automobile traffic across the globe. Admittedly, at times just before the holidays, I do feel like I am under attack by the content of my letterbox, but generally: what is wrong with writing to each other? 

In human terms, Christmas spam is a far worse option. This year, we are sending you a festive email only, in order to save the rainforest from extinction by Hallmark and its allies.’ What a lame excuse for not wanting to sign a few hundred cards! If we feel that nobody appreciates so much postal attention all at once, why not write simple postcards during the year, even to clients and colleagues? With all our electronic gadgets spitting out more and more instant gibberish, actually sitting down to write a short message by hand, perhaps even with a fountain pen, is not only therapeutic for the writer, but also incredibly effective when it comes to establishing relationships. 

And shouldn’t we strive for relationships, even with our clients? Personal postcards are still a symbol for the fact that somebody thought about us, took the trouble to look up our address and actually spell it out. As long as there is no fountain pen with a copy-and-paste function, this is one-to-one communication.

Christmas emails may be more efficient than writing individual messages by hand, but I bet the postcard is a hundred times more effective.