Ramblings, findings, opinion and the occasional fact.

#16 New! Improved / Alles neu!

#16 New! Improved! / Alles neu!

New Balls, New Potatoes, New Information: all those mean fresh and unused. New Spelling, New Address, New Shoes: those mean change, learning, blisters on your feet. New things in our daily life are a nuisance, more often than not, as they are always associated with extra trouble. We are surrounded and attacked by pointless gossip, stupid spam and unsolicited offers, so the last thing we’re interested in is a new layout for our daily paper, let alone a new operating system for our home computer.

Unfortunately it is our job as designers to invent new stuff every day, or at least make much new ado about old ideas. Our clients, however, are not really interested in the unnecessary risks usually associated with anything new and unprecedented; and neither are we, if we’re honest about it. So we end up keeping what’s tried and tested, but repackaging it. I’ve yet to meet a client who would be willing to risk his job for a revolutionary but untried concept. Only advertising gets that sort of license now and again, because it can be new and daring without long-term damage.

There are aspects of our work that are actually well served by being afraid of the New. At one time it was totally cool to design new” and experimental” interfaces. I could never imagine anything worse than that. When we use a website or a computer, the last thing we need is having to guess whether the normal reading direction from left to right still applies or if hierarchies still run from top to bottom. And when I design a typeface for text which is to be read in small sizes, it needs to look like any other text face by at least 90%. An a is an a; it is meant to look different from a b, but not from the a stored in our collective memory. I can then use the remaining 10% and make the familiar characters my own, but only so far that no reader would see the difference, only sense it.

I would bet that a lot of people (mainly men) never enter into a permanent relationship because they would have to give up old habits. Not every partner appreciates the attraction of worn-out favourite” slippers, faded and wobbly cuddly” chairs, or brown encrusted football-club teacups. Reforms are blocked in every household and office. Why change what has been working for a long time? Of course we know that New Persil is identical with the old one, except for the packaging. We don’t buy it because of that, but in spite of it.

New is usually not the opposite of Old; New is often just a threat to what has worked well so far.

Neu! Noch besser!

Neue Bälle, Neue Kartoffeln, Neue Nachrichten: das bedeutet frisch und unverbraucht. Neue Rechtschreibung, Neue Anschrift, Neue Schuhe: das heißt Umstellung, Lernen, Blasen an den Füßen. Neues in unserem täglichen Umfeld ist fast immer ärgerlich, weil mit Aufwand verbunden. Inmitten des Ansturms von inhaltsleerem Klatsch, dummen E-Mails und unbestellten Angeboten interessiert sich niemand wirklich für das neue Layout seiner Tageszeitung, geschweige denn für ein neues Betriebssystem des Heimcomputers. 

Dummerweise ist es unser Beruf als Designer, täglich Neues zu erfinden oder zumindest genug neuen Wind um alte Ideen zu machen. Dabei sind unsere Auftraggeber (und wir selbst genauso, wenn wir ehrlich sind) eigentlich auch gegen jedes überflüssige Risiko, welches das Neue an sich beinhaltet. Also heißt es meistens, das Bewährte zu behalten, aber es neu zu verpacken. Ich habe noch keinen Auftraggeber gekannt, der wegen eines wegweisenden, aber unerprobten Konzeptes seinen Job riskiert hätte. Einzig der Werbung wird hin und wieder erlaubt, ganz neu, will heißen: anders zu sein, ohne Langzeitrisiko.

Einigen Aspekten unseres Berufes kommt die Angst vorm Neuen sogar entgegen. Irgendwann war es angesagt, experimentelle“, neue“ Interfaces zu entwerfen. Ich konnte mir nie etwas Schlimmeres vorstellen, denn gerade beim Benutzen einer Webseite oder eines Computers will kein Nutzer raten müssen, ob die Leserichtung von links nach rechts und die Hierarchisierung von oben nach unten heute noch gilt. Und wenn ich eine Textschrift gestalte, die reibungsloses Lesen ermöglichen soll, muss die zu 90% aussehen wie alle anderen Textschriften. Ein a ist nun mal ein a; es soll sich vom b unterscheiden, aber nicht zu viel von dem a, das wir im kollektiven Gedächtnis haben. Die restlichen 10% Deutungsfreiheit kann ich nutzen, mir die seit 500 Jahren vertrauten Buchstabenformen so anzueignen, dass kein Leser den Unterschied sieht, sondern ihn nur fühlt.

Ich möchte wetten, dass viele Menschen (vor allem Männer) nie eine feste Beziehung eingehen, weil sie alte Gewohnheiten aufgeben müssten. Nicht jeder neue Partner versteht den Reiz von ausgeleierten Lieblingspantoffeln, abgewetzten Schmusesesseln oder bräunlich verkrusteten Erbtassen. Reformstau findet in jedem Haushalt statt und in jedem Büro. Warum ändern, was schon lange funktioniert? Wir wissen sowieso, dass das Neue Persil mit dem alten identisch ist bis auf die Verpackung. Wir kaufen es nicht deswegen, sondern trotzdem.

Neu ist meistens nicht das Gegenteil von Alt; neu ist oft nur die Bedrohung des Bewährten. ★